Mit Komplexität umgehen

Verfasst von

Boris Wehmann

am 19. April 2024

In der heutigen Zeit leben wir in einer immer komplexer werdenden Welt. Dies gilt insbesondere für Unternehmen, die mit vielen verschiedenen Stakeholdern interagieren und in einer Vielzahl von Märkten tätig sind. Es ist daher für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, zu lernen, wie sie mit Komplexität umgehen können.

In diesem Blog-Post werde ich die Theorie des deutschen Soziologen Niklas Luhmann erklären und zeigen, warum seine Theorie in einer komplexer werdenden Welt für Unternehmen hilfreich sein kann.

Was bedeutet Komplexität?

Komplexität bezieht sich auf die Vorstellung, dass viele Faktoren ein Ereignis beeinflussen können. Es gibt Wechselwirkungen zwischen den Faktoren, und es ist schwierig, genau zu bestimmen, welche Faktoren den größten Einfluss haben. Komplexität erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise und ein Verständnis der Beziehungen zwischen den Faktoren.

Luhmanns Theorie basiert auf der Idee, dass die Gesellschaft aus einer Vielzahl von sozialen Systemen besteht, die alle miteinander verbunden sind. Jedes dieser Systeme hat eine eigene Logik und arbeitet nach eigenen Regeln. Luhmann nannte diese Systeme „autopoietisch“, was bedeutet, dass sie sich selbst organisieren und aufrechterhalten können.

Ein Beispiel für ein soziales System ist das Wirtschaftssystem. In diesem System interagieren Unternehmen, Konsumenten, Regierungen und andere Akteure miteinander, um Waren und Dienstleistungen zu produzieren und zu konsumieren. Innerhalb des Wirtschaftssystems gibt es eine Vielzahl von Unter-Systemen, wie zum Beispiel das Finanzsystem oder das Logistiksystem.

Luhmann argumentierte, dass jedes System seine eigene Komplexität hat, die durch die Anzahl der Elemente, die miteinander interagieren, und die Anzahl der Verbindungen zwischen diesen Elementen bestimmt wird.

Kausalität: Ursache und Wirkung

Kausalität oder Kompliziert dagegen bezieht sich auf die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung.

Es ist ein einfaches und lineares Konzept, das uns geholfen hat, viele Phänomene in der Welt zu erklären. Wenn A passiert, dann passiert B. Aber in einer sich schnell verändernden Welt, in der die Komplexität zunimmt, greift das Ursache-Wirkungsprinzip häufig nicht mehr.

Es gibt mehrere Faktoren, die zu einem Ereignis beitragen können, und es ist schwierig, eine einzige Ursache zu identifizieren.

Dennoch versuchen wir der wachsenden Komplexität mit intensivierter Steuerung zu begegnen.

Das Problem ist jedoch, dass Steuerung nur bei Kausalität funktioniert.

Denn Steuerung setzt Wissen voraus, also die Möglichkeit vorauszusagen, wenn A passiert, dann passiert B.

Wie können Sie mit wachsender Komplexität umgehen?

Wenn Ihnen kein Wissen zur Lösung eines Problems zur Verfügung steht, also „wenn-dann-Beziehungen“ nicht existieren, brauchen Sie Ideen, um herauszufinden, welche Lösung funktionieren kann.

Ideen zu produzieren und unterschiedliche Lösungsansätze auszuprobieren, braucht Rahmenbedingungen, die es erlauben, sich zu irren.

In vielen Unternehmen wird davon gesprochen, dass es eine positive Fehlerkultur braucht. Das halte ich für falsch.

Fehler passieren, wenn ich vorhandenes Wissen nicht anwende, wenn ich es versäumt habe, mir notwendiges Wissen anzueignen oder mir notwendiges Wissen nicht zur Verfügung gestellt wurde.

Fehler sollten tunlichst vermieden werden.

Was es unter komplexen Bedingungen braucht, ist eine positive Irrtumskultur. Also, die Möglichkeit, Lösungen auszuprobieren, sich dabei zu irren und anschließend etwas anderes auszuprobieren.

Eine der wichtigsten Aufgaben für die verantwortlichen Personen in Unternehmen ist es, den Unterschied zwischen kompliziert und komplex zu verstehen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die es ermöglichen, gute Ideen zu entwickeln und auszuprobieren.

In der Regel gehört das Entwickeln von Ideen in die Hände der Mitarbeiter*Innen, die an der Peripherie zum Kunden und zum Markt sitzen. Dort, wo die komplexen Fragestellungen als Erstes auftauchen.

Für Führungskräfte bedeutet es, loszulassen und Steuerungsversuche zurückzufahren.

Sprechen Sie mich gerne an, um das Thema zu vertiefen.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Neueste Beiträge

Strategie und ihre Bedeutung in einer volatilen Welt

In einer zunehmend volatilen Welt, die von ständiger Veränderung und Unsicherheit geprägt ist, gewinnt der Begriff „Strategie“ an Bedeutung.

Doch was genau verbirgt sich hinter diesem oft verwirrenden Begriff?

Einige verstehen darunter lediglich einen Plan, andere verwechseln Strategien mit Zielen, und wieder andere setzen Visionen mit Strategie gleich.

mehr lesen

4-Tage-Woche

Die Malermeisterin Jessica Hansen aus Osterby hat in ihrem Betrieb die Arbeitszeiten flexibilisiert und eine 4-Tage-Woche eingeführt. Damit konnte Frau Hansen für ihren Betrieb den Fachkräftemangel...

mehr lesen