Unternehmenssteuerung bis zum Kollaps
Unternehmenssteuerung bis zum Kollaps?

Verfasst von

Boris Wehmann

am 2. Dezember 2023

Ein Erklärungsversuch

Für viele Branchen wird das Marktumfeld immer dynamischer. Es gibt also immer mehr Überraschungen mit denen sich die Unternehmen und deren Akteuere auseinandersetzen müssen.

Vorbei sind die Zeiten von trägen Märkten in denen man mit klassischen Instrumenten ein Unternehmen steuern konnte, um Herausforderungen des Marktes zu begegnen.

Haben bisher Regeln, Vorgaben und KPi’s dazu gedient, Erfolg zu messen und Sorge zu tragen, dass die Mitarbeitenden tun, was sie sollen, funktioniert das inzwischen immer weniger. Hierbei begegnen wir insbesondere in traditionellen Branchen dem Paradoxon, dass wir mehr und mehr versuchen zu steuern, um das Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Je mehr uns die Situation entgleitet, desto mehr Regeln stellen wir auf. Wenn das Geschäft beginnt zu schwächeln, versuchen wir Kosten zu senken, die Effizienz zu steigern und Innovationsprogramme aufzulegen.

Damit einher geht häufig ein Verdruss der Mitarbeitenden, die sich mehr und mehr gegängelt und überwacht fühlen. Sie verlassen das Unternehmen. Damit verlässt auch Wissen das Unternehmen, Recruiting-Kosten steigen und es entwickelt sich ein permanenter Unruheherd.

Wieder versuchen wir gegenzusteuern. Wir stellen kostenfreies Obst zur Verfügung, wir bieten flexible Arbeitszeiten, remote work und Homeoffice an. Sind wir mit dem Ergebnis zufrieden? Mal mehr, mal weniger, oder?

Und nun Kollaps?

Tatsächlich kann es passieren, dass Unternehmen vom Markt verschwinden, wenn sie die Kurve nicht kriegen. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle. Vielleicht auch einige der eingangs genannten.

Steuerung ist ein hervorragendes Instrument für alle Themen, in denen ich mit Wissen komplizierte Probleme lösen kann. Wissen verleiht Sicherheit und lässt mich komplizierte Aufgaben erledigen.

Steuerungsinstrumente versagen bei komplexen Problemen

Zur Lösung komplexer Probleme braucht es Ideen. Es braucht Könner:Innen, die den direkten Austausch mit dem Markt haben, den Kunden.

Was ist Komplexität?

Komplexität ist ein Zustand oder sind Probleme, deren Ausgang ungewiss ist. Es fehlt an Kausalität. Nehmen wir z.B. ein Fußballspiel. Selbst wenn ich an mehreren Tagen unter gleichen Bedingungen, mit derselben Aufstellung und dem selben Gegner ein Spiel bestreite, wird jedes Spiel vollkommen anders sein und auch der Ausgang des Spiels lässt sich nicht vorhersagen.

Gerade diese Ungewissheit verunsichert uns zutiefst. Wir versuchen mit allen uns zur Verfügung stehenden Managementinstrumenten gegenzusteuern. Je mehr uns die Situation entgleitet, desto mehr versuchen wir zu steuern. Durch das Aufstellen von Regeln, versuchen wir Komplexität zu reduzieren.

Um mit Komplexität umzugehen brauchen wir aber Gefühl und Ideen. Nämlich das Gefühl, dass eine Idee gut ist und funktionieren könnte. Diese Art der Probleme werden von Talenten und echten Könner:Innen gelöst. Genau die Menschen, die wir alle in unseren Unternehmen haben. Wir müssen nur hingucken. Wenn wir diesen Könner:Innen, diesen Talenten, die Chance geben, Lösungen für komplexe Probleme zu finden, werden Sie ihr volles Potenzial entfalten. Sie tragen etwas aktiv zur Wertschöpfung des Unternehmens bei. Das bringt den Sinn zurück in die Arbeit. Der Versuch, Komplexität zu steuern, verhindert eben diese Arbeit und lässt die Menschen sich mit unsinnigen Reports und anderen Themen beschäftigen. Für die Wertschätzung des Unternehmens ist der Mehrwert null.

Führungskräfte von Unternehmen sollten sich auf das Lösen komplizierter Problem konzentrieren und, was noch viel wichtiger ist, Rahmenbedingungen schaffen, die es den Mitarbeitenden erlauben, echte Arbeit zu erledigen. Dann laufen die Menschen auch nicht weg, denn sie erleben jeden Tag die Wirkung Ihrer Arbeit auf die Wertschöpfung des Unternehmens.

Obst, flexible Arbeitszeiten und remote work sind dann die Kirsche auf der Sahne, aber eben nicht die Hauptsache.

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