Uns ist ein Markt weggebrochen. Das bedeutet Umsatzeinbußen von ca. 30% wenn es uns nicht gelingt, das Geschäft anderweitig zu generieren.
Wir befinden wir uns in einer Situation, in der wir nicht wissen, wie wir unser Unternehmen steuern können.
In jedem Fall müssen wir auf die Kostenbremse treten.
Leider bedeutet das harte Einschnitte und wir werden uns von einigen Kollege:Innen trennen müssen.
Auch unsere wöchentliche rhythmische Tanzgymnastik werden wir nicht mehr finanzieren können.
Weiterbildungen werden ebenfalls gestrichen.
Sobald wir wieder Licht am Ende des Tunnels sehen, werden wir die Maßnahmen zurückfahren.
Dieses oder ein ähnliches Szenario werden einige von uns kennen. Sei es aus eigener Erfahrung oder von anderen gehört.
Die ergriffenen Maßnahmen lassen sich nur leider nicht zurückdrehen. Zum einen sind die Leute weg, zum anderen hinterlässt es bei der verbleibenden Belegschaft einen „Knacks“. Etwas an Vertrauen geht verloren. Die Wunden werden mit der Zeit heilen, aber Narben bleiben.
Natürlich kann und wird es passieren, dass Märkte weg brechen. Genauso wie es passiert, dass Amazon Supermärkte eröffnet. Mit einem Mal kommt ein Konkurrent aus einer ganz anderen Ecke.
Unser Reflex ist es, in so einer Situation das Unternehmen stabilisieren zu wollen. „Lasst uns bloß die Kosten reduzieren und irgendwie versuchen, das Schiff durch den Sturm zu steuern. Wenn wir nur „leichter“ werden, wird es schon klappen.“
Mit den ergriffenen Maßnahmen gaukeln wir uns vor, wir könnten die eingetretene Situation steuern, also kontrollieren. Schließlich haben wir es so gelernt. In erster Linie dient die Kostensenkung dazu, mit weniger Umsatz überlebensfähig zu sein. Wir erkaufen uns Zeit und nutzen diese hoffentlich gut. Zum Beispiel zum Generieren von neuem Geschäft.
Lassen Sie uns den Vorhang lichten und die Situation etwas genauer betrachten.
🔸Die ergriffenen Maßnahmen richten den Fokus nach innen, weg vom Geschäft.
Sinnlose Beschäftigung steigt sprunghaft an. Soll / Ist-Vergleiche werden angestellt und wir versuchen eine neue Planung aufzustellen.
Unsere Planung beruht, wie allgemein üblich, auf Zahlen, Daten, Fakten aus der Vergangenheit plus eine spekulative Annahme zur Zukunft. Wir wissen aber nicht, was in der Zukunft passiert. Sicher ist nur, dass wir wertvolle Ressourcen darauf verschwenden, etwas zu tun, was am Ende niemand weiß, ob es Realität werden wird. Wir erstellen einen Wunschzettel, um die erhitzen Gemüter zu beruhigen.
🔸Wir schaffen Frust in der Belegschaft.
Die Mitarbeitenden wissen recht genau, dass die ergriffenen Maßnahmen wahrscheinlich wenig wirksam sein werden. Sie spielen aber mit. Sie haben ja auch keine andere Wahl. Dieser Frust überträgt sich auch auf den Markt.
🔸Prozesse und Regeln werden aufgestellt und ein Appell an die Mitarbeitenden gerichtet, dass wir jetzt alle zusammenstehen müssen. Der Vertrieb bekommt neue Vorgaben und muss die Frequenz der Kundenbesuche erhöhen. Jede/r möge bitte alles geben.
Damit drücken wir aus, dass wir der Meinung sind, dass bisher nicht alles gegeben wurde. Die Frequenz der Kundenbesuche zu erhöhen hat auch nur eine begrenzte Wirksamkeit.
Was wir gänzlich außer Acht lasse?
Wir sind unvorbereitet durchs Leben gegangen. Sind häufig auf Sicht gefahren. Anstatt unterschiedliche Szenarien zu simulieren und sich darauf bestmöglich vorzubereiten, stecken wir unsere Ressourcen und unsere Zeit lieber in fiktive Planungsszenarien und Mutmaßungen. Wir werten die Vergangenheit aus und formulieren Wünsche für die Zukunft.
Bei unvorhergesehen Ereignissen schauen wir uns unsere Planungen an und überlegen, wie wir diese anpassen müssen. Wir fragen uns die ganze Zeit, WIE sich das Problem lösen lässt. Das „Wie“ setzt aber voraus, dass es Wissen zu der Fragestellung gibt. Also, wie kann ich es lösen.
Da uns das Wissen fehlt, müssen wir uns fragen, WER das Problem lösen kann.
Auf der Suche nach dem „WIE“ vergeuden wir unsere Zeit in endlosen Meetings und Abstimmungsrunden.
Es braucht jetzt gute IDEEN. Es braucht Könner:Innen. Echte Teams, die mit voller Konzentration an Lösungen arbeiten. Teams, die Ideen haben, diese testen, verwerfen, Neues ausprobieren. Also, WER kann uns jetzt helfen?
Das mit Verlaub sind selten die Führungskräfte in den Unternehmen.
Was Führungskräfte tun können:
🔸Sie können die echten Teams ihre Arbeit machen lassen und ihnen den Freiraum geben, wirksam zu agieren. Sie müssen die Teams vor dem Rest der Organisation beschützen und umgekehrt die Organisation vor den Teams.
🔸Kritisch prüfen, an welcher Stelle Steuerung zurückgefahren werden kann.
🔸Hinterfragen, ob Regeln durch Prinzipien ersetzt werden können und damit Mitarbeitenden die Möglichkeit eröffnen, echte Entscheidungen zu treffen.
🔸Eine Strategie erarbeiten, die insbesondere ausschließt, was NICHT gewollt ist. Auch damit werden echte Entscheidungen wahrscheinlicher.
🔸Die Chance nutzen und die Organisation strukturell so aufstellen, dass unerwartete Ereignisse besser abgefedert werden können. Dazu gehört auch, ausreichende Rücklagen zu schaffen und Vorbereitung.
Ein schöner Nebeneffekt: Wenn wir Steuerung zurückfahren, werden wir die wahren Effizienzen heben.
Das Wichtigste überhaupt: Bereiten Sie sich vor. Schaffen Sie sich einen „Flugsimulator“, in dem sie unterschiedliche Szenarien üben können. Bitte gemeinsam mit den Könner:Innen im Unternehmen.
Fazit:
Unvorhergesehen Ereignisse lassen sich selten steuern.
Wenn Sie das Ereignis bereits getroffen hat und Sie mittendrin sind in den Steuerungsversuchen, versuchen Sie zumindest es für die Zukunft besser zu machen. Prüfen Sie auch jetzt noch, ob der eingeschlagene Kurs korrigiert werden kann?
Diejenigen von Ihnen, die im Moment in einer komfortableren Lage sind, sollten überlegen, ob die Organisation auf unvorhergesehen Ereignisse gut vorbereitet ist. Schieben Sie das nicht auf die lange Bank. Niemand weiß, was morgen passiert.
Es ist in den heutigen hoch dynamischen Märkten grob fahrlässig, ein Unternehmen unvorbereitet zu steuern.
Scheuen Sie sich nicht davor, ggf. um Hilfe zu bitten. WER kann mir helfen, nicht WIE löse ich mein Problem.
Ich wünsche Ihnen eine glückliche Hand.
#AgileSteuerung
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