Raue Zeiten – wir müssen Kosten einsparen.

Verfasst von

Boris Wehmann

am 20. April 2024

Kommen raue Zeiten auf uns zu?

Laut „Statista“ beträgt die Inflationsrate im Mai 2022 7,9 %

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung prognostiziert für 2022 eine Inflationsrate von 6,9 %, hält den Arbeitsmarkt aber für solide. Das Konsumverhalten ist ebenfalls robust.

Das ganze hängt am seidenen Faden. Zu einer dramatischen Änderung kann es kommen, wenn die Energielieferungen aus Russland komplett gestoppt werden. Auch die gestörten Lieferketten stellen nach wie vor ein Problem dar. Die Risiken insgesamt sind und bleiben mannigfaltig. Raue Zeiten würde ich es aber noch nicht nennen.

Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Unternehmen beginnen sollten, ihre Kostenstruktur kritisch zu hinterfragen. 

In vielen Branchen heißt der Hauptkostenfaktor Personalkosten. Der größte Hebel ist augenscheinlich dort zu finden.

Es gibt aber eine Vielzahl versteckter Kosten, die nur wenige Entscheider:Innen tatsächlich auf dem Zettel haben. Bevor die Personalkosten betrachtet werden, gäbe es bei den versteckten Kosten eine Möglichkeit der dauerhaften Kostensenkung.

Dafür verlassen wir den scheinbar logischen Weg des Kostenmanagements und der Prozessoptimierung und wenden uns der Verschwendung zu.

Mit Verschwendung meine ich Aufgaben, die Zeit und Ressourcen aufbrauchen und die wertschöpfende Arbeit erschweren. 

Dazu gehören beispielsweise:

🔸Reportings

🔸Richtlinien

🔸Freigabeprozesse

🔸Kernarbeitszeiten

🔸Budgetprozesse

🔸Unterschriftregelungen

🔸 Teambuildingevents

Sich mit dieser Art der Verschwendung zu befassen, bereitet den Weg für gänzlich neue Denkansätze und kann ungeahnte Einsparungsmöglichkeiten aufzeigen. Jenseits der Personalkosten.

Die Mühe lohnt sich.

In Zeiten des Fachkräftemangels, der vielen unbesetzten Stellen und einer wachsenden Verantwortung der Unternehmen den Mitarbeitenden gegenüber ist es problematisch, weiterhin mit „alten“ Methoden auf Überraschungen zu reagieren.

Menschen zu entlassen, um diese bei besserer Wirtschaftslage wieder einzustellen, kostet Reputation und unfassbar viel Geld und Ressourcen.  Und die Frage ist, wird es gelingen, die Stellen zu besetzen?

Selbstverständlich wird es auch weiterhin Situationen geben, in denen wir um eine Anpassung der Personaldecke nicht umhinkommen. Wenn es uns gelingt, der Verschwendung im Unternehmen Einhalt zu gebieten, haben wir ganz andere Möglichkeiten, mit mehr Augenmaß zu agieren. In meinem Artikel „Managementinstrumente – der Verschwendung auf der Spur“, bin ich auf ein paar der Managementinstrumente näher eingegangen. 

Es ist möglich, eine kritische Überprüfung der Managementinstrumente zügig durchzuführen. Ob es sinnvoll ist, Instrumente abzuschaffen, ohne sich die Organisation in der Gesamtheit anzusehen? Einen Versuch mag es wert sein. Wird der Erfolg durchschlagend sein? Wahrscheinlich nicht. Es ist aber ein ausgezeichneter Startpunkt.

Versuchen Sie Folgendes:

Nehmen Sie sich etwa die Reiserichtlinie vor. Lesen Sie diese aufmerksam durch und überlegen Sie, welche Funktion die Richtlinie hat.

🔸Machen Sie sich folgende Gedanken:

🔸Wer hält die Richtlinie aktuell?

🔸Wie viel Zeit kostet es, die Richtlinie zu aktualisieren?

🔸Welche administrativen Vorgänge ergeben sich in Folge der bestehenden Reiserichtlinie?

🔸Wie viele Fragen gilt es im Kontext der Richtlinie zu klären?

🔸Wo stößt die Richtlinie an ihr Grenzen?

🔸Müssen häufig Ausnahmen gemacht werden?

🔸Gibt es Ineffizienten, die beim Reisen in Kauf genommen werden, nur um die Richtlinie einzuhalten?

🔸Wäre es möglich, die Richtlinie durch Prinzipien zu ersetzen?

🔸Nein? Warum nicht?

Die letzte Frage kann Sie auf eine ganz neue Spur bringen. Dann wird es spannend.

Machen Sie die Übung gemeinsam mit jemandem. Alles darf gedacht werden.

Seien Sie mutig.

Diese Übung lässt sich auf sämtliche Managementinstrumente anwenden. Ich wünsche Ihnen, dass sie viel Potenzial entdecken.

Zu guter Letzt: Bereiten Sie sich vor. Dass eine nächste überraschende Situation eintritt, ist sicher. Wann und was es sein wird, weiß aber niemand. Nutzen Sie die Gelegenheit, bevor Sie wirklich von rauen Zeiten sprechen müssen.

Welche Szenarien sind vorstellbar und was wären die Auswirkungen auf Ihr Unternehmen?

Welche Ideen haben Sie, um den Überraschungen zu begegnen? Wie wirkt es sich auf was im Unternehmen aus? Denken Sie immer daran, wahrscheinlich wird Ihnen Wissen in der „Not“ fehlen. Steuerungsversuche versagen.

Wenn Sie gut vorbereitet sind, bleiben Sie handlungsfähig.

Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erkenntnis beim Ausprobieren. Teilen Sie gerne Ihre Erfahrungen.

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