Managementinstrumente – nützlich oder sinnlos?

Verfasst von

Boris Wehmann

am 29. März 2024

Was haben Managementinstrumente wie KPI’s, Budgetprozesse, Kernarbeitszeiten und Assessment-Center gemeinsam?

Sie fördern Verschwendung in Unternehmen, binden wertvolle Ressourcen, fördern Frust und Demotivation.

In diesem Artikel befassen wir uns mit Ressourcenverschwendung in Unternehmen.

Lassen Sie uns mal einen anderen Blickwinkel versuchen.

KPIs

Budgetprozesse

Kernarbeitszeiten

Assessment Center

Andere Denkangebote

Managementinstrument KPIs
Managementinstrument KPI

1. Management Instrument: Key Performance Indicators (KPIs)

KPI’s sind Kennzahlen, die sich auf den Erfolg, die Auslastung eines Unternehmens oder die Leistung beziehen. Wir können damit den Fortschritt bzw. den Erfüllungsgrad unserer Zielsetzungen messen.

Ganz nach dem Motto von Peter Drucker „What gets measured, gets done“.

Das Problem mit den KPI’s ist, dass sie in der Regel intern referenzierte Ziele und Fortschritte messen. Sie haben also nichts mit dem Markt zu tun.

Eigentlich müsste der Satz heißen: „What gets measured, gets cheated upon“.
Wer hat sich noch nicht dabei ertappt, dass ein Ergebnis so lange hingebogen wird, bis es passt.

Mit internen Vorgaben und Messungen richtet sich unser Fokus weg vom Markt, hin zum eigenen Unternehmen. Alles dreht sich um uns selbst, um unsere eigenen Ziele.

Wir geben zum Beispiel das Ziel aus, um 5% wachsen zu wollen. Wir messen mit einem KPI ob wir dieses Ziel erreichen. Der gesamte Fokus richtet sich auf die Zielerreichung.

Wird das Ziel verfehlt, suchen wir nach den Gründen. Die liegen, oh wunder, dann selten intern. Extern finden wir dafür um so schneller die Begründung.

Sinnvoller wäre es, das Ziel auszugeben, dass wir um 5% mehr als der Markt wachsen wollen.

Damit gehen wir hin zu einer externen Referenz, nämlich dem Markt, und nutzen als Basis unserer Erfolgsmessung die Marktentwicklung.

Es ist durchaus möglich, dass das in absolutem Wachstum bedeutet, dass wir nur ein Wachstum von 2% haben. Vielleicht aber auch um 8%. In jedem Fall aber ist unsere Ausgangsbasis der Markt. Nicht unser interner Wunsch.

💡 Prüfen Sie kritisch, ob ein KPI intern referenzierte Aufgabenstellungen misst oder extern referenzierte Problemstellungen. Prüfen Sie ebenfalls, ob eine absolute Messung richtig ist oder ob eine relative Messung das besseres Ergebnis liefert. Seien Sie ehrlich mit sich selbst. Dei meisten KPIs können in Würde verabschiedet werden.

2. Management Instrument: Budgetprozesse

Managementinstrument Budgetprozesse
Managementinstrument Budgetprozess

Alle Jahre wieder binden wir enorme Ressourcen, um ein Budget zu erstellen.page1image25072928

Es wird geschätzt, gerechnet, geplant und besprochen. Nach Wochen, manchmal gar erst nach Monaten intensiver Arbeit, verabschieden wir das Budget. Dann führen wir Kontrollmechanismen ein, um zu überwachen, ob wir das Budget einhalten.

Unsere Kosten kennen wir meistens sehr gut (sonst haben wir noch ein anderes Thema 🤓 ). Die Problematik besteht auf der Einnahmenseite.

Die Einnahmenseite ergibt sich aus unseren Planungen und Zielvorgaben.

Die Planungen basieren auf Werten aus der Vergangenheit, aus geschätzten Marktentwicklungen, ein paar Erfahrungswerten und die Vorgaben der Gesellschafter.

Aus der Vergangenheit lässt sich in hoch dynamischen Märkten nicht mehr auf die Zukunft schließen. Ebenso wenig können wir die Marktentwicklung hervorsehen. Pandemie, Kriege und andere unvorhergesehene Ereignisse können uns jederzeit treffen.

„Na ja, üblicherweise passieren solcher Ereignisse doch gar nicht“, halten Sie dagegen.

Doch, das tun Sie. Und die Häufigkeit nimmt zu.

Schon immer, aber inzwischen mehr denn je ist ein Einnahmen-Budget nichts anderes als eine Wunschliste. Ich dokumentiere damit meine Hoffnungen und Wünsche. Nachdem ich meinen Wunschzettel abgeben habe, setze ich Menschen daran zu überwachen, ob meine Wünsche in Erfüllung gehen und wenn nicht, warum.

Wir sprechen hier von einem Konstrukt, das in der traditionellen Form sinnloser nicht sein könnte.

💡 Behalten Sie die Kosten im Blick. Setzten Sie Ziele, die sich an externen Referenzen orientieren und lernen Sie, sich auf unvorhergesehen Ereignisse vorzubereiten. Ganz so, wie Piloten es imFlugsimulator machen. Prüfen Sie sehr kritisch, welche geplanten Einnahmen und Ziele auf Wünschen basieren und für welche es bereits harte Fakten gibt (z.B. ein laufendes Geschäft oder bereits abgeschlossene Aufträge).

Fazit: Mehr Zeit in Vorbereitung investieren und weniger Zeit in die Erstellung eines Wunschzettels.

Managementinstrument Kernarbeitszeit
Managementinstrument Kernarbeitszeit

3. Management Instrument: Kernarbeitszeiten

Warum vereinbaren wir Arbeitszeiten mit unseren Mitarbeitenden?

🔸 Wir möchten sicherstellen, dass unsere Unternehmen zu unseren Wunschzeiten geöffnet sind. Das also die Mitarbeitenden da sind und wir für Kunden erreichbar sind.

Gedanke: Kommen Kunden tatsächlich im Unternehmen vorbei und rufen regelmäßig an? Oder glauben wir, dass es so ist und bestehen auf Regelungen, die unter anderen Bedingungen Gültigkeit hatten?

🔸 Wir möchten sicherstellen, dass die vereinbarten Arbeitsstunden tatsächlich geleistet werden. Gedanke: Die Anwesenheit ist das eine. Das andere ist die tatsächlich geleistete Arbeit.
🔸 Wir möchten sicherstellen, dass Regeln, Vorgaben und Gesetze eingehalten werden.

Gedanke: Das ist ein wichtiger Punkt und der Gesetzgeber macht hier enger werdende Vorgaben. Dennoch, es bleiben genug Punkte, die wir nicht tun müssten, aber trotzdem tun. Was ist unser Motiv?page2image25068352page2image25072512page2image25067520page2image25068976page2image25070224

Meistens schießen wir bei diesem Thema mit Kanonenkugeln auf Spatzen.
Wir wittern Betrug und bauen ein Monster aus Kontrollen auf, um Betrug vorzubeugen.

💡 Prüfen Sie kritisch, welchen Zweck die Kontrollmechanismen erfüllen und welche Rahmenbedingungen es bräuchte, um mit dieser Thematik anders umgehen zu können. Ist das bestehende Vergütungsmodell Zeit gegen Geld noch sinnvoll? Wäre Lösung gegen Geld dagegen denkbar?

Managementinstrument Assessment Center
Managementinstrument Assessment Center

4. Management Instrument: Assessment Center

Bewerber:Innen wollen wir auf Herz und Nieren bezüglich ihrer fachlichen und sozialen Kompetenz prüfen. Manche Auswahlverfahren ziehen sich über mehrere Tage.

Eine unfassbare Zeitverschwendung für alle Beteiligten.

Die Bewerber:Innen befinden sich während dieser Zeit in einer Prüfungssituation, die nichts mit den im Unternehmen vorherrschenden Rahmenbedingungen zu tun haben.

Wir erhalten nur den Eindruck einer Persona, die das Spiel „Assessment-Center“ mitspielt und sich anhand der unsichtbaren Regeln verhält.

Es lässt keine Rückschlüsse zu, wie sich diese Person in einem anderen Kontext bei einer anderen Problemstellung verhält.

Unternehmen brauchen heute nicht nur hervorragende Wissensarbeiter:Innen. Sie brauchen kompetente Menschen. Kompetenz als Beziehung von Wissen und Können.

Was wir in Assessment-Centern nicht herausfinden, ist, ob die sich bewerbende Person Könner- Eigenschaften mitbringen. Könner:Innen werden nur von anderen Könner:Innen entdeckt. Nicht in einem Assessment-Center.

Das, was vielen Unternehmen heute fehlt, ist Können. Zwar befinden sich die Könner:Innen bereits in den Unternehmen. Die Rahmenbedingungen lassen es in den meisten Fällen aber nicht zu, dass sich die Könner:Innen entfalten können.

Alles in den Unternehmen ist auf Steuerung ausgelegt. Können ist nicht auf dem Schirm.

💡 In Zeiten hoch dynamischer Märkte brauchen wir Könner:Innen. Unternehmen werden mit Situationen konfrontiert, für die es kein konserviertes Wissen gibt. Deshalb versagt Steuerung.Steuerung setzt Wissen voraus. Fehlt uns das Wissen, brauchen wir Ideen zur Problemlösung. damit Ideen umgesetzt werden können, müssen wir Rahmenbedingungen schaffen, die das ermöglichen. Da hilft uns kein Assessment-Center.

Wir brauchen andere Denkangebote

Mit meinen Thesen möchte ich Sie einladen, in eine andere Richtung zu denken. Das muss jedes Unternehmen für sich tun. Denn sowohl die Problemstellungen als auch die Antworten unterscheiden sich von Unternehmen zu Unternehmen.

Es lohnt sich genau hinzusehen und zu ergründen, welchen Zweck wir mit unseren Managementinstrumenten erfüllen möchten.

In Zeiten von steigender Ungewissheit müssen wir den Mut aufbringen, anders zu denken und neue Herangehensweisen zu versuchen.

Wie gehen Sie im Unternehmen mit Ungewissheit und überraschenden Ereignissen um?

Ihr
Boris Wehmann

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